„Leicht wie Luft“ – die beliebteste Notebook-Reihe aus dem Hause Apple hat das Alleinstellungsmerkmal bereits im Namen. Die neue Generation des MacBook Air bricht aber gleich mehrmals mit der ruhmreichen Geschichte der Vorgänger. Will Apple mit der Neuauflage bloß Kasse machen?
Als Steve Jobs am 15. Januar 2008 das allererste MacBook Air aus einem gelben Manila-Umschlag zog, wurde damit Notebook-Geschichte geschrieben. Das MacBook Air war nicht weniger als eine Revolution und sollte Wegweiser für die gesamte Industrie werden. Zehn Jahre später hat sich der einstige Charme des Apple-Notebooks aber buchstäblich in Luft aufgelöst.
Die neue MacBook-Air-Generation, die Apple nach langem Warten Ende Oktober endlich vorgestellt hat, ist nämlich vieles: schneller als die Vorgänger, besser verarbeitet und vollgepackt mit tollen Features. Bloß eines ist das neue MacBook nicht mehr: ein „Air“.
Denn der Zusatz „Air“ steht nicht nur für sich selbst – er ist auch und vor allem ein Differenzierungsmerkmal gegenüber dem MacBook Pro. Ein MacBook Air muss spürbar leichter und kompakter sein als die Profi-Notebooks aus Cupertino. Das war schon bei den ersten Generationen so: So wog etwa das Modell aus dem Jahr 2009 rund 700 Gramm weniger als das MacBook Pro mit gleicher Displaydiagonale. In Worten: Siebenhundert Gramm!
Und heute? Das MacBook Air 2018 ist gerade einmal 120 Gramm (!) leichter als das vergleichbare MacBook Pro mit 13-Zoll-Bildschirm. Das ist eine Tafel Schokolade, nicht mehr. Mit 30,41 cm und 21,24 cm ist es übrigens auch genauso breit und tief wie das 13-Zoll-MacBook-Pro. Und dank der keilförmigen Bauart ist das neue „luftige MacBook“ mit 1,56 cm an der höchsten Stelle sogar dicker als das Pro-Modell. Von „Air“ kann hier keiner mehr reden!
Wer beide MacBooks nebeneinander hält, stellt außerdem schnell fest, dass sie sich auch äußerlich wie ein Ei dem anderen ähneln – vom riesigen Touchpad über die Lautsprecher rechts und links neben der Tastatur bis zu den Displayrändern.
Die traurige Wahrheit ist: Es gibt kein neues MacBook Air! Apple hat einfach das MacBook Pro genommen, einen Hauch leichter gemacht und auf die keilförmige Unterseite des alten MacBook Air (13) gesetzt. Das ist auch der Grund, warum kein MacBook Air 2018 mit 11,6-Zoll-Display vorgestellt wurde – weil es kein MacBook Pro mit dieser Displaydiagonale gab.
Hinter der neuen Generation des MacBook Air steckt keine große Ingenieurs- oder Designkunst. Apple ist einfach ins eigene Bauteil-Lager gegangen, hat die vorhandenen Komponenten des MacBook Pro (wo es nötig war) leicht angepasst und auf die Schnelle ein neues MacBook Air zusammengezimmert.
Warum dieser „Schnellschuss“? Darüber lässt sich nur spekulieren. Allerdings legt der Zeitpunkt der Vorstellung zumindest den Verdacht nahe, dass Apple noch vor dem lukrativen Weihnachtsgeschäft ein „neues“ MacBook Air auf den Markt werfen wollte.