Ausgewiesene Kamera-Smartphones gibt es heute nicht mehr, die besten Kameras tragen die Flaggschiff-Modelle der Hersteller. Hier stellen wir euch eine Auswahl der Geräte vor, mit denen ihr beim Kauf nichts falsch machen könnt.
Die Zeit, in der solch extravagante Kamera-Smartphones wie das Samsung Galaxy K Zoom mit ausfahrbarem Zoom-Objektiv oder die Lumix Smart Camera DMC-1 von Panasonic mit 1-Zoll-Bildsensor auf den Markt kommen ist vorbei. Dennoch stellen Nutzer hohe Ansprüche an die Ergebnisse ihrer Smartphone-Kameras - ohne dabei Kompromisse bei Design und Handlichkeit eingehen zu müssen. Und so haben sich die Hersteller in den vergangenen zwei Jahren so einige Maßnahmen einfallen lassen müssen, mit denen sie die Kameras in ihren Smartphones weiter verbessern können, ohne dabei ein Gerät in der Größenordnung einer Kompaktkamera vorzulegen.
Dabei haben sich unterschiedliche Schwerpunkte herauskristallisiert, denen die Unternehmen nachgehen: Die einen legen dabei mehr Wert auf Verbesserungen, die durch Software herbeigeführt werden, die anderen verbauen gleich mehrere Kameras und bieten Hobby-Fotografen damit den Vorzug, ein Motiv aus mehreren Bildwinkeln aufzunehmen.
Dabei gilt es zum Einstieg festzuhalten, dass eigentlich alle aktuellen Highend-Smartphones unterm Strich sehr brauchbare Kameras an Bord haben, die vor allem bei Tageslicht vergleichbare Ergebnisse abliefern - auch solche, die hier nicht explizit aufgezählt werden. Jedoch heben sich einige wenige Smartphones besonders hervor, sei es durch außergewöhnliche Technik oder eben die gute Aufbereitung der Fotos. Sie wollen hier kurz vorgestellt werden - weitere gute Kamera-Smartphones findet ihr zudem in der untenstehenden Bilderstrecke.
Huawei Mate 20 Pro: Die Universal-Kamera
Huawei brachte sich vor allem durch die Zusammenarbeit mit Leica ins Gespräch und fährt seitdem mit seinen Smartphone-Kameras regelmäßig Bestnoten ein. In diesem Jahr erweiterte der Hersteller die Dual-Kamera voriger Modelle um eine dritte Kamera, das aktuelle Mate 20 Pro bietet dem Fotografen damit Objektive in drei verschiedenen Brennweiten. Zu den durch Ultraweitwinkel-, Standard- und Tele-Linsen herbeigeführten optischen Bildwinkeln kommt außerdem noch Huaweis "Hybridzoom" dazu. Durch die Kombination aus den Bildinformationen des hochauflösenden 40-Megapixel-Sensors mit Standard-Brennweite und des 8-Megapixel-Sensors mit Tele-Objektiv wird dadurch eine nahezu verlustfreie, fünffache Vergrößerung herbeiführt. Damit ist die Kamera des Mate 20 Pro so universell einsetzbar wie keine andere Smartphone-Knipse.
Und gut ist die Triple-Kamera des Mate 20 Pro obendrein, auch wenn die Bildqualität nicht ganz auf Augenhöhe ist mit dem hauseigenen P20 Pro - das bietet aber keine Ultraweitwinkelkamera. Huawei setzt für die Bildbearbeitung auf eine Motivanalyse per künstlicher Intelligenz, Färbung und Bilddynamik werden also je nach fotografiertem Gegenstand von einem Algorithmus entschieden. Die Software trägt nicht zuletzt dazu bei, dass auch Aufnahmen bei Nacht ohne Stativ gelingen: Über mehrere Sekunden knipst die Kamera mehrere Fotos und setzt aus einzelnen Bestandteilen dann eines zusammen. Das funktioniert gut, das Mate 20 Pro legt unter den aktuellen Smartphones mit die besten Nachtaufnahmen vor.
Google Pixel 3: Der Stimmungsmacher
Google setzt in seinem aktuellen Pixel-Smartphone nur vorne auf eine Dual-Kamera, für die Hauptkamera mit einem einzelnen Objektiv vertraut das Unternehmen ganz und gar auf das Zutun seiner Software. Dazu steckt im Pixel 3 mit dem "Pixel Visual Core" ein spezieller Bildprozessor, der vor allem die Verarbeitung von rechenintensiven HDR+ übernimmt und damit den Hauptprozessor entlastet. Außerdem bedient sich Google einiger Tricks: Mit dem "Pixel Shift"-Verfahren nutzt das Smartphone die leichte Bewegung des Nutzers aus, um noch mehr Bildinformationen aufnehmen zu können. Durch die Aufnahme mehrerer leicht verschobener Fotos werden und der anschließenden Überlagerung errechnet die Software die potenziell besten Pixel und erstellt daraus ein Einzelbild.
Durch dieses Verfahren wird der unter anderem in der Astronomie angewandte „Super Resolution Zoom" realisiert, ein fünffacher Zoom, mit dem Fotos in voller 12-Megapixel-Auflösung geknipst werden können. Ganz so so verlustfrei wie Google diese Vergrößerung gerne darstellt ist sie zwar nicht, aber immerhin etwas besser als der geläufige Digitalzoom. Eine weitere Besonderheit des Pixel 3 ist der Nachtsicht-Modus, eine ebenfalls durch Software herbeigeführte starke Echtzeit-Aufhellung für dunkle Aufnahmesituationen. Mit diesem Feature setzt sich Google im Bereich der Nachtfotografie derzeit an die Spitze, höchstes Huaweis Mate 20 Pro und P20 Pro können dem Pixel Phone hier halbwegs nahekommen.
Neben diesen Raffinessen aus der "Computational Photography" zeichnet sich die Google-Kamera aber vor allem durch eines aus: Sie fängt eine Stimmung ein, wie keine andere Kamera. Dank HDR+ ist das Bild in der Regel gut belichtet, allerdings übertreibt es das Pixel 3 dabei nicht und lässt auch Schatten und Lichter als solche durchgehen. So wirkt das Bild kontrastreich und lebendig, eine Nachbearbeitung ist eigentlich nicht nötig. Allerdings: Wie auch beim Mate 20 Pro bildet die Kamera des Vorgängers, in diesem Falle die des Pixel 2, etwas schärfer ab.
iPhone XS: Die allessehende Kamera
Scharf ist die Kamera des aktuellen iPhone XS allemal - und eine der besten, wenn man viel Wert darauf legt, möglichst jedes Detail aus einem Motiv einzufangen. Denn auch Apple setzt bei seinem aktuellen Smartphone auf ein durch maschinelles Lernen erzeugtes Hochkontrastbild, "intelligentes HDR". Wie die Konkurrenz erzeugt auch das iPhone ein Einzelbild aus einer Bildserie und setzt dieses Foto aus den besten Bestandteilen zusammen, jedoch vermag es wohl keine andere Kamera, ausbrennende Lichter und absaufende Schatten dermaßen effektiv zu beseitigen. Die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen, auch dunkle und helle Bereiche sind sehr detailreich. Das geht allerdings auf Kosten eines natürlichen Looks, häufig wird eine Lichtstimmung durch die aggressive Bearbeitung ruiniert.
Wie das iPhone X hat auch das neue iPhone XS eine zweite Kamera, die mit ihrer leichten Tele-Brennweite eine zweifache optische Vergrößerung herbeiführt. Außerdem wird sie für den Porträtmodus eingesetzt: Dabei wird der Hintergrund unscharf maskiert, die fotografierte Person hebt sich besser ab. Im Erzeugen dieses künstlichen Bokehs liefert das iPhone unter den aktuellen Smartphones mit die besten Ergebnisse ab. Hingegen versagt das Apple-Smartphone bei Nachtaufnahmen, bei Dunkelheit bleibt das Foto dunkel.
Huawei Mate 20 Pro |
iPhone XS (Max) |
Google Pixel 3 (XL) |
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Erste Kamera |
40 MP, 27 mm, f/1.8 |
12 MP, 26 mm, f/1.8, OIS |
12 MP, 28 mm, f/1.8, OIS |
Zweite Kamera |
8 MP, 80 mm, f/2.4, OIS |
12 MP, 51 mm, f/2.4, OIS |
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Dritte Kamera |
20 MP, 16 mm, f/2.2 |
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Zoom |
3x optisch, 5x hybrid, 10x digital |
2x optisch, 10x digital |
5x digital (Pixel Shift) |
Fokus |
Laserfokus, Phasen- und Kontasterkennung |
Dual-Pixel-Phasenerkennung |
Dual-Pixel-Phasenerkennung |
Porträtmodus |
ja |
ja |
ja |
Manueller Modus |
ja |
nein | nein |
Fazit
Die beste Smartphone-Kamera zu bestimmen fällt in diesem Jahr besonders schwer. Da jeder der hier aufgeführten Hersteller etwas andere Prioritäten und zusätzlich auf maschinelles Lernen setzt, sind die Qualität und der Eindruck der Fotos nicht mehr nur an die Lichtbedingung, sondern auch an das Motiv selbst gebunden. Jede der hier aufgeführten Kameras setzt ein Foto wie einen Flickenteppich aus Einzelteilen zusammen, die zuvor durch verschiedene Algorithmen gejagt wurden.
Das iPhone nutzt diese Bearbeitung vollends aus und versucht jeden potenziellen Bildfehler zu reduzieren - das sorgt für ein detailreiches, aber wenig stimmungsvolles Foto. Die Google-Kamera schlägt sich darin besser und liefert die besten Nachtaufnahmen ab, allerdings ist die Bildschärfe nur durchschnittlich. Ähnlich verhält es sich beim Mate 20 Pro, das ergänzend dazu die Aufnahme aus mehreren Bildwinkeln erlaubt. Perfekt ist demnach keine dieser Smartphone-Kameras, auf ihre Art besonders sind sie aber allemal.
10 Smartphones mit guten Kameras
Aber natürlich haben nicht nur die drei hier aufgezählten Smartphones eine gute Kamera, auch Geräte von Samsung, HTC & Co. schlagen sich gut. Insgesamt zehn Smartphones stellen wir euch in der folgenden Bilderstrecke vor.