Billige Apple Watch bei Aldi: Das steckt dahinter

Nächste Woche gibt es wieder eine Apple Watch Series 3 bei Aldi im Angebot, die allerdings unter dem Namen "Renewd" verkauft wird. Die Redaktion von MACWELT hat nachgefragt, woher die Uhr stammt.

Am 28. April bietet der Aldi-Onlineshop eine stark reduzierte Apple Watch 3 für 169 Euro an. Generell würden wir davon abraten, im Jahr 2022 noch eine Apple Watch Series 3 zu kaufen: Das Modell hat Apple im Herbst 2017 herausgebracht, also etwas mehr als vor vier Jahren. Für diejenigen, die keine hohen Herausforderungen an Gesundheitsfunktionen stellen und einen gut funktionierenden Fitnesstracker mit einer perfekten Anbindung zum iPhone suchen, ist eine solche Apple Watch jedoch durchaus eine Option. Das Besondere an der Watch 3: Aldi verkauft die Uhr nicht unter dem Namen "Apple", sondern unter "Renewd".

Woher stammen die Apple-Angebote bei Aldi?
Nach der letzten Aktion von Aldi haben wir uns eine solche Apple Watch Series 3 besorgt und sie getestet. Der Discounter ist einer der deutschen Einzelhandels-Partner der niederländischen Firma Renewd. Eben deswegen werden die Apple-Geräte bei Aldi mit dem Namen der Firma vertrieben. In Deutschland arbeitet Renewd noch mit Conrad, Coolblue und Otara zusammen, in Österreich mit Magenta, Dreiland, Hofer und anderen.

Die MACWELT-Redaktion hat mit Vertretern von Renewd darüber gesprochen, woher die Geräte stammen: Die niederländische Firma ist demnach ein Glied in der Kette, die iPhones, Macs, iPads und Apple Watches wieder auf den Markt bringt. Der Großteil der Geräte wie iPhones oder Apple Watches stammen aus den Trade-In-Programmen, die Apple seit einigen Jahren betreibt, oder aus vergleichbaren Hardware-Tarifen bei den großen Mobilfunk-Anbietern, wobei der Kunde nach einer gewissen Zeit ein neues Gerät bekommt und das alte wieder abgibt. Apple bietet bekanntlich zumindest in Deutschland keine generalüberholten iPhones an, aber irgendwo müssen die Geräte ja landen. Die Zeiten, in denen das Unternehmen ausrangierte Geräte in der Wüste vergraben hat, sind längst vorbei.

Ein großer Anbieter auf dem Markt der gebrauchten Geräte ist die New-Yorker Firma PCS Wireless. Diese kauft Apple und wohl auch Mobilfunk-Providern die gebrauchten Geräte ab und bringt sie auf Vordermann: Nach Angaben von Renewd muss jedes Gerät eine Überprüfung beim zertifizierten Apple Service Provider durchlaufen. Die umfasst knapp 80 Punkte, darunter Aspekte der äußeren Erscheinung wie Kratzer, aber auch den Check der technischen Funktionen, etwa der Batterielaufzeit.

Nach dieser Überprüfung werden die Geräte verteilt. Diejenigen, die noch eine Hardware-Reparatur brauchen, repariert ein zertifizierter Apple Service Anbieter und tauscht beispielsweise Display, Batterie oder Kamera aus. So stellt man sicher, dass die Geräte selbst nach einer Reparatur mit Original-Teilen ausgestattet sind. Das ist übrigens nicht bei jedem Anbieter von generalüberholten Geräten der Fall: Die Kollegen von "Offen und ehrlich" haben bei Swappie gekaufte iPhones unter die Lupe genommen und festgestellt, dass die Smartphones nicht mit Original-Akkus ausgestattet sind.

Was kann man von einer Apple Watch von Renewd erwarten?
Wir haben unser Exemplar im Dezember erhalten und seitdem ausführlich getestet. Anders als bei vergleichbaren Anbietern kommt das Gerät in einer braunen Box mit Renewd-Logo. Bei der Apple Watch ist das Ladekabel dabei, das Netzteil fehlt jedoch. Das ist übrigens auch bei iPhones der Fall. Nach Aussagen von Renewd hält dies die Verpackung kleiner und reduziert so CO2-Mengen beim Transport. Ein schwarzes Sportarmband-Armband ist in der Verpackung auch mit dabei. Es ist offensichtlich von einem Dritthersteller, da es mit zwei Ösen geschlossen wird.

Ansonsten konnten wir an der Smartwatch keine Gebrauchsspuren feststellen. Die Series 3 funktioniert bei uns im Praxistest wie neu. Auch bei den Akkulaufzeiten waren wir erstaunt: Die neue Series 7 aus dem Herbst 2021 hatte deutlich kürzere Laufzeiten als die Series 3: Bei einem Durchlauf verzeichneten wir bei der generalüberholten Uhr knapp 50 Stunden Laufzeit.

Das Batterie-Tool des watchOS (zu finden in der Einstellungen-App nur auf der Apple Watch unter dem Eintrag "Batterie" und weiter "Batteriezustand") hat uns die maximale Kapazität von 96 Prozent bezeugt. Doch wir wollten auf Nummer sicher gehen und waren mit dem Gerät beim zertifizierten Apple Service Anbieter Comspot.

Ein Comspot-Techniker erklärte uns, dass Apple die Möglichkeit eines Austauschs zuletzt deutlich strenger regele, als noch vor ein paar Jahren: Jedes Original-Ersatzteil ist mit einer Seriennummer versehen. Damit das neue Display beispielsweise funktioniert, muss diese Seriennummer mit der Hauptplatine gekoppelt werden. Die Apple Watch dagegen ist ein Sonderfall: Nur Apple selbst kann die Batterie ersetzen. Weder können die zertifizierten Apple Service Provider etwas am Gerät hardwareseitig ändern, noch werden Display oder Sensoren ausgetauscht.

Bei unserer Test-Watch konnten wir bei Comspot über die Seriennummer deren bisherige Laufbahn nachverfolgen. Sie wurde im vergangenen Januar in den USA aktiviert. Theoretisch hätten wir also noch Garantie darauf. Im Juli wurde die Uhr bei Apple wegen Netzwerkproblemen ausgetauscht. Der Hersteller hat offenbar keine Reparatur vorgenommen.

Fazit
Abgesehen davon, dass Aldi recht alte Generationen der Apple Watch und des iPhones von Renewd vertreibt, ist das Angebot unter Umständen attraktiv: Die Geräte sind nach Apples Standards generalüberholt, dazu bietet der Discounter zwei Jahre Garantie – doppelt so viel wie Apple für seine generalüberholten iPads und Macs.