Im Quellcode des Windows-Kernels ist ein Abschnitt enthalten, der ziemlich kurios wirkt. Und das dürfte auch der Grund sein, warum er aktuell nicht aktiv ist. Kurzzeitig war er das aber dann durchaus und letztlich war es eine Code-Zeile, die hier angeblich dafür sorgen sollte, dass ein Rechner nicht von Gamma-Strahlung beeinträchtigt wird.
Für die Öffentlichkeit sind die konkreten Inhalte im Code des Windows-Kernels seit jeher verborgen. Microsoft gewährt hier nur den eigenen Entwicklern, ausgewählten Partnern und einigen staatlichen Organisationen Einblick. Insofern ist es schon eine kleine Rarität, wenn ein Mitarbeiter der Redmonder - hier Raymond Chen - in einem offiziellen Blog einen Abschnitt aus den Sourcen postet.
Und in dem Fall werden auch keine Geheimnisse der Windows-Entwicklung verraten. Vielmehr wird klar, dass auch hier teilweise Kuriositäten auftreten, mit denen die zuständigen Manager dann erst einmal umgehen müssten. Denn es dürfte kaum zu den in der Abteilung abgestimmten Features gehören, dass der Windows-Kernel den Rechner vor Gamma-Strahlung schützt.
Die entsprechende Code-Zeile wurde in den Kommentaren folgendermaßen erklärt:
; Invalidate the processor cache so that any stray gamma ; rays (I'm serious) that may have flipped cache bits ; while in S1 will be ignored. ; ; Honestly. The processor manufacturer asked for this. ; I'm serious.
Nicht komplett ungewöhnlich
Dem Entwickler, der sich hier verewigt hatte, war wohl klar, dass sein Code Fragen aufwerfen könnte. Daher versicherte er, dass er hier keinesfalls Unsinn gemacht habe, sondern ein Prozessor-Hersteller um die Integration der Funktion gebeten habe. Laut Chen ergibt das Vorgehen allerdings wenig Sinn, da die Inhalte auf die einprogrammierte Weise lediglich vom Prozessor-Cache in den Arbeitsspeicher verschoben werden. Und auf diesen hätten plötzlich auftretende Gamma-Strahlen in größerem Ausmaß ebenfalls eine Wirkung.
Grundsätzlich, so zeigten weitere Diskussionen zu der Sache, seien ähnliche Anfragen seitens der Prozessor-Hersteller aber nichts Ungewöhnliches. Es komme immer wieder mal vor, dass diese kurzzeitig Fehler in neuen CPU-Modellen über die Betriebssystem-Hersteller umgehen lassen und der fragliche Code dann wieder auskommentiert wird, wenn denn Korrekturen auf tieferer Ebene erfolgt sind.
Der kuriose Gammastrahlen-Code war dann aber nach drei Wochen schon wieder inaktiv. Offenbar hatte man ihn entdeckt und trotz der Anmerkungen über seine Bedeutung für untauglich befunden. Komplett gelöscht worden ist er aber noch nicht - vielleicht werden Gamma-Strahlen ja doch eines Tages zu einem wichtigen Problem für Windows-Rechner.