Die QVO-Reihe soll qualitativ und preiswert sein: Samsungs 860 QVO gibt es mit 1 TByte bis 4 TByte für wenig Geld. Die SSDs nutzen daher QLC-Flash-Speicher, der ziemlich langsam schreibt. Im Alltag merken wir davon teilweise etwas, im schlimmsten Fall ist eine Festplatte schneller.
Während Crucials P1 und Intels 660p auf QLC-Speicher in Kombination mit einem NVMe-Controller setzen, führt Samsung den 4-Bit-Flash clevererweise bei einer langsameren Sata-SSD ein: Die 860 QVO (Quality and Value Optimized) soll eine gute Geschwindigkeit bei niedrigem Preis erreichen - was wir durchaus so unterschreiben. Nutzern sollte allerdings bewusst sein, was für eine Technik sie mit der 860 QVO kaufen.
Noch vor ein paar Jahren hatte eine Speicherzelle einer SSD ein Bit (Single Level Cell), also zwei Ladungszustände. Später folgten zwei Bit (Multi Level Cell) und ergo vier Spannungsstufen, seit 2012 bietet unter anderem Samsung mit der 840 auch SSDs mit drei Bit (Triple Level Cell) und ergo acht Zuständen an. Je mehr davon, desto aufwendiger sind Schreibvorgänge - dadurch sinkt tendenziell die Geschwindigkeit und vor allem die Haltbarkeit. Mit dem Wechsel von planaren zu geschichteten Speicherzellen hat sich die Anzahl der P/E-Vorgänge verbessert, ein früher Defekt der SSD ist daher unwahrscheinlich geworden.
Um die Kapazität weiter zu steigern, sind vier Bit pro Zelle (Quadruple Level Cell) mit 16 Spannungsstufen der nächste Schritt. Samsung hat diese Technik bei seinem V-NAND v4genannten 3D-Flash-Speicher umgesetzt, die 860 QVO ist die erste Consumer-SSD der Südkoreaner damit. Sie wird vorerst nur im 2,5-Zoll-Format mit 7 mm Bauhöhe verkauft, später sollen auch M.2-2280-Kärtchen folgen. Ein Blick ins Innere unseres 2-TByte-Musters zeigt, dass Samsung den von der 860 Evo bekannten MJX-Controller samt 2 GByte LPDDR4-Speicher und zwei NAND-Packages verwendet. Darin stecken je acht Dies mit je 1 TBit, welches sich aus 64 QLC-Zellschichten zusammensetzt.
860 QVO mit 1 TByte | 860 QVO mit 2 TByte | 860 QVO mit 4 TByte | |
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Controller | MJX, 8 Kanäle | MJX, 8 Kanäle | MJX, 8 Kanäle |
DRAM-Cache | 1 GByte LPDDR4 | 2 GByte LPDDR4 | 4 GByte LPDDR4 |
NAND-Packages | 1 x (8 x 1 TBit) | 2 x (8 x 1 TBit) | 2 x (16 x 1 TBit) |
SLC-Turbowrite | 3 GByte | 6 GByte | 12 GByte |
Seq. Lesen | Bis zu 550 MB/s | Bis zu 550 MB/s | Bis zu 550 MB/s |
Seq. Schreiben | Bis zu 520 MB/s | Bis zu 520 MB/s | Bis zu 520 MB/s |
Schreiben ohne TW | Bis zu 80 MB/s | Bis zu 160 MB/s | Bis zu 160 MB/s |
TBW | 360 TByte | 720 TByte | 1.440 TByte |
Daten zur Samsung 860 QVO (laut Hersteller)
Weil sich QLC-NAND vergleichsweise langsam beschreiben lässt, hat Samsung wie üblich einen Pseudo-SLC-Puffer implementiert. Bei Turbowrite wird eine QLC-Zelle nur mit einem Bit beschrieben, was die Geschwindigkeit drastisch steigert; die Leserate bleibt davon unbeeinflusst. Wie viel Speicher im Pseudo-SLC-Modus zur Verfügung steht, hängt von der Kapazität der SSD sowie deren Füllstand ab. Für das 2-TByte-Modell sind es 6 GByte fix und bis zu 72 GByte dynamisch, wobei das Volumen sinkt, je voller die SSD mit Daten beschrieben ist. Mit Turbowrite schreibt die 860 QVO sequenziell mit bis zu 560 MByte/s und liest mit bis zu 530 MByte/s - beides ist nahe dem Limit der Sata-Schnittstelle.
Ist die Samsung-SSD unter Windows 10 formatiert, sind 1.863 GByte verfügbar. Kopieren wir nun unser 150-GByte-Archiv von GoG auf die 860 QVO, wird diese mit 480 MByte/s beschrieben. Nach exakt 78 GByte bricht die Schreibrate auf 130 MByte/s ein - das ist weniger, als eine aktuelle Festplatte mit 7.200 Umdrehungen pro Minute erreicht. Bei sehr kleinen Daten und zufälligen Zugriffen liefert die 860 QVO wie andere Sata-SSDs geringere Schreibraten. Das Kopieren des Star-Citizen-Ordners auf die 860 Evo und die 860 QVO dauert auf Letzterer wegen des Mixes aus kleinen und großen Dateien deutlich länger. Untermauert wird dies vom Storage-2.0-Test des PCMark8, welcher als Transferrate nur rund 185 MByte/s anstatt etwa 310 MByte/s ausgibt.
860 QVO (1 TByte) | 860 QVO (2 TByte) | 860 QVO (4 TByte) | |
---|---|---|---|
Fixer SLC-Puffer | 6 GByte | 6 GByte | 6 GByte |
Dynamischer SLC-Puffer | 36 GByte | 72 GByte | 72 GByte |
Turbowrite-Kapazität der Samsung 860 QVO
Samsung verkauft die 860 QVP als 2,5-Zoll-SSD ab Mitte Dezember 2018 für 160 Euro (1 TByte), für 310 Euro (2 TByte) und für 620 Euro (4 TByte) - zumindest sind das die offiziellen Listenpreise. Eine reguläre 860 Evo mit gleicher Speicherkapazität kostet im Handel etwa 160 Euro, 380 Euro und 840 Euro. Wir erwarten daher, dass vor allem das 1-TByte-Modell der 860 QVO in den nächsten Wochen für weniger Geld als von Samsung genannt verfügbar sein wird, damit der Abstand zur 860 Evo größer wird. Obacht: Die Garantie für die 860 QVO beträgt drei Jahre statt fünf Jahre, die nominelle Haltbarkeit (TBW) liegt bei gut der Hälfte.
Soll die 860 QVO vor allem als Alternative oder Ersatz für eine Festplatte mit viel Speicherkapazität genutzt werden, dann halten wir Samsungs neue SSDs für eine gute Wahl. Der QLC-NAND-Flash weist eine hohe Lesegeschwindigkeit und die typische kurze Latenz auf, was ein klarer Vorteil zu einer HDD ist. Als Laufwerk, welches oft und mit großen Datenmengen beschrieben wird, eignet sich die 860 QVO hingegen nicht - hier gibt es deutlich schnellere Modelle, die aber mehr kosten. Mittelfristig planen die Südkoreaner wohl eine 8-TByte-Variante, mehr unterstützt der MJX-Controller nicht.